Projekt „Chemnitzer Komponisten“
Chemnitz war nicht nur eine aufsteigende Industriestadt, sondern beherbergte auch hervorragende Komponisten – gerade im Bereich der Kirchenmusik.
Am Ende des 19. Jahrhundert erlebte Chemnitz einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Bevölkerung stieg rasant an und mit ihr wuchsen die Chemnitzer Kirchgemeinden. Diese Entwicklung schlug sich auch im kulturellen Leben der Stadt nieder.
1914 existierten z.B. 37 Musikvereine und 100 Sängervereinigungen. In diesem reichen, öffentlichen Musikleben spielten die Chemnitzer Kantoren eine bedeutende Rolle.
Ausgewählte Komponisten
Nachfolgend aufgeführt finden Sie eine Auswahl an Komponisten, deren Werke für das Projekt interessant sind und welche die Zeit in Chemnitz maßgeblich geprägt haben.
Theodor Schneider (1827 – 1909)
Das Bild wurde bereitgestellt vom Stadtarchiv Chemnitz.
Er wirkte an der St. Jakobikirche und war der 1. Kirchenmusikdirektor von Chemnitz. Von 1860-1896 leitete Schneider die Singakademie. 1898 erhielt er für seine Verdienste für das Musikleben in Chemnitz den Professoren-Titel. Von 1895-1905 wurde Schneider Vorsitzender des sächsichen Kirchenchorwerks, welches 1888 in Chemnitz gegründet worden war.
Carl August Fischer (1828 – 1892)
in Chemnitz/ Ebersdorf geboren
Das Bild wurde bereitgestellt von der Stadtbibliothek Chemnitz.
Er arbeitete als Organist u.a. in London und an mehreren Kirchen in Dresden und galt als der „Sächsische Orgelkönig“. Konzertreisen führten ihn u. a. nach Prag, London und Edinburgh. Der befreundete Franz Liszt bezeichnet Fischer als einen der herausragenden Organisten seiner Zeit.
1872 spielte er mit Anton Bruckner das Einweihungskonzert der Ladegast-Orgel des Großen Musikvereinssaals in Wien.
Als Komponist trat er neben Liedvertonungen und groß angelegten Orgelwerken vor allem mit vier Sinfonien für Orgel und Orchester hervor, die auch mit der Städtischen Kapelle in Chemnitz aufgeführt worden sind.
Franz Mayerhoff (1864 – 1938)
in Chemnitz geboren – seine Mutter war in Chemnitz eine beliebte Konzertsängerin – Studium am Leipziger Konservatorium – Theaterlaufbahn (u.a. Lübeck) – 1888 Kantor an St. Petri – 1898 als Kirchenmusikdirektor an St. Jakobi Nachfolger von Theodor Schneider –
1911 Professorentitel.
Das Bild wurde bereitgestellt von der Stadtbibliothek Chemnitz.
Er brachte Max Pohle als Leiter der Städtischen Kapelle 1888 nach Chemnitz, war Leiter des Chemnitzer Musikvereins und des Lehrergesangvereins.
Zu seinen Kompositionen zählen Chormusik, Klavierlieder und Orchestermusik. Seine h-Moll Symphonie erlebte Aufführungen in über 50 Städten (Wien, Dresden, Kassel, Leipzig, Danzig …).
Als Musikschriftsteller verfasste er „Der Chordirigent“ und „Instrumentationslehre“, 2 Bde., Leipzig 1908/09.
Mayerhoff war einer der Hauptinitiatoren, denen es gelang das 4.
deutsche Bachfest 1908 nach Chemnitz zu holen.
Er war als hervorragender Chorerzieher bekannt – sein Chor galt dem Leipziger Thomanerchor und Dresdner Kreuzchor gleichwertig.
1926 fand das „Allgemeines deutsche Tonkünstlerfest“ u.a. durch das Wirken Mayerhoffs in Chemnitz statt.
Georg Stolz (1870-1931)
Das Bild wurde bereitgestellt vom Reger-Archiv Meiningen.
Kirchenmusiker an der Lukaskirche und Rezensent in Chemnitz. Er setzte sich früh für das Werk Regers ein und übernahm einige Uraufführungen.
Auf der Rückseite einer Fotografie von Stolz um 1902 notiert Elsa Reger:
„Organist der viel und früh / für Reger eingetreten ist.“
Die Uraufführung von Regers „100. Psalm“ für Chor, Orgel und Orchester 1910 in Chemnitz leitete Reger selbst, Stolz saß an der Orgel.
Am 23. Januar 1909 fand im Kaufmännischen Vereinshaus ein Max-Reger-Abend statt. Die Städtische Kapelle spielte unter der Leitung von Max Reger. Georg Stolz dirigierte den Lukaskirchenchor und brachte die Beethoven-Variationen f. zwei Klaviere op. 86 von Reger mit dem Komponisten zusammen zur Aufführung.
Ewald Siegert (1875-1947)
wurde 1875 in Wetzelsgrün (Auerbach/Vogtland) geboren und starb 1947 in Chemnitz.
Das Bild wurde bereitgestellt von der St. Petri-Schloßkirchgemeinde.
Siegert studierte 1904-1909 am Leipziger Konservatorium Komposition bei Max Reger und Orgel bei Paul Homeyer und wirkte ab 1910 in Chemnitz.
Der Musiktheoretiker Stephan Krehl äußerte sich lobend über Siegerts Orgelfuge über das Thema B-a-c-h und Max Reger, bei dem er Meisterschüler wurde, ermutigte ihn zum Komponieren; auf Siegerts Abschlußzeugnis von 1909 schrieb er die Bemerkung: „Berechtigt zu den schönsten Hoffnungen“.
Reger empfahl Siegert wärmstens für das Organistenamt an St. Petri, am 1. März 1911 erfolgte die Berufung.
1917(1918) wurde er Kantor und Organist in St. Nikolai Chemnitz und gründete 1924 den „Chemnitzer Madrigalverein“.
Im gleichen Jahr wechselte Siegert wieder in die St. Petrikirche und übernahm die inzwischen vereinigte Kantoren- und Organistenstelle.
Schwerpunkte von Siegerts Schaffens in den Folgejahren waren neben den Orgelvespern in St. Petri und der sonntäglichen Kirchenmusik, für die er unter anderem einen Jahrgang Motetten und 120 Choralvorspiele komponierte, die Aufführungen chorsinfonischer Werke. Von ihm liegt ein erheblicher Anteil seiner Werke in Manuskripten vor: U.a. große Orgelwerke und der 100. Psalm für Bariton, Chor, Orgel und großes Orchester. Dieses Werk wurde 1912 in der St. Petrikirche mit der Städtischen Kapelle uraufgeführt.
Auch Siegert musizierte mit Max Reger bei Konzerten in Chemnitz.
Karl Hasse (1883 – 1960)
war in Regers Münchner Zeit sein Schüler und 1909/1910 Kantor in Chemnitz (Johanniskirche).
Das Bild wurde bereitgestellt vom Stadtarchiv Chemnitz.
Am 29. Januar 1910 führte Hasse den Symphonischen Prologs von Reger in Chemnitz auf.
Er hatte als Schüler von Max Reger in München ein enges Vertrauensverhältnis zu ihm und wurde später Rektor der Musikhochschule Köln. Er hinterlässt ein reiches kompositorisches Schaffen.
Hermann Ernst Koch (1885 – 1963)
1904 begann er ein Musikstudium in Leipzig in den Fächern Klavier, Orgel, Dirigieren und Komposition. Zu seinen Lehrern gehörten u.a. Karl Straube und Max Reger.
Nach Abschluß seines Studiums übernahm er 1910 das Amt des Kantors und Organisten zunächst in Dresden-Cotta und später an St. Johannis in Chemnitz. Dort blieb er mit kurzer kriegsbedingter Unterbrechung bis er
1923 einen Ruf in das Amt des Universitätsmusikdirektors in Rostock erhielt. 1924 wurde er von Karl Straube nach Leipzig geholt, um sich dort maßgeblich am Aufbau des kirchenmusikalischen Instituts der Landeskirche Sachsens am Konservatorium der Stadt Leipzig zu beteiligen.
Als geschätzter Dozent für Liturgik, Hymnologie, Musiktheorie und Komposition hat er hier bis weit nach dem 2. Weltkrieg trotz totaler Ausbombung gewirkt und mehrere Generationen von Kirchenmusikern mit geprägt.
Ein Großteil seiner Manuskripte wurde bei dem Bombenangriff in Leipzig vernichtet.
Karl Hoyer (1891 – 1936)
Das Bild wurde bereitgestellt vom Stadtarchiv Chemnitz.
Von 1907-1911 studierte er am Konservatorium für Musik in Leipzig. Seine Hauptfachlehrer waren Karl Straube (Orgel) und Max Reger (Komposition).
Die Beurteilung im Abschlußzeugnis vom 8.4.1911 lautete wie folgt: „Herr Hoyer ist ein Orgelspieler allerersten Ranges. – Im glücklichen Besitz einer außerordentlichen musikalischen Begabung, hat er durch Treue und Fleiß in der Arbeit eine derartige technische Meisterschaft dazu erworben, die ihn befähigt, alle Schwierigkeiten des Orgelspiels spielend zu überwinden. – Irre ich mich nicht, so wird Herr H. in kurzer Zeit zu den großen Orgelmeistern hinzugezählt werden.“ – Karl Straube.
„Herr Hoyer ist für Komposition ganz enorm begabt. Seine Orgelsonate errang den Nikisch-Preis. Von ihm ist noch sehr viel zu erwarten. „- Max Reger.
Schon während des Studiums war er amtlicher Vertreter Karl Straubes an der Thomaskirche in Leipzig.
Nach erster Anstellung in Reval/Tallinn übernahm Hoyer 1912 auf Drängen von Karl Straube das Organistenamt an der Jakobikirche Chemnitz. 1926 wurde er Organist an der St. Nikolaikirche und Orgeldozent am kirchenmusikalischen Institut in Leipzig.
Der Großteil der Orgelwerke Hoyers entstand in Chemnitz. Die Uraufführung seines „Concertino im alten Styl“ op.20 fand im Kaufmännisches Vereinshaus am 10.April 1915 statt.
Paul Geilsdorf (1890 – 1976)
auch er studierte am Konservatorium zu Leipzig von 1913-1916.
Das Bild wurde bereitgestellt vom Stadtarchiv Chemnitz.
Seine Lehrer waren u.a. Karl Straube (Orgel) und Stephan Krehl (Komposition).
Im Juli 1917 erfolgte die Berufung zum hauptamtlichen Kantor an St.
Pauli/Chemnitz. Von 1917-47 an dieser Kirche, nach deren Zerstörung von
1947-1965 an St. Petri – Chemnitz/Karl-Marx-Stadt.
Außerdem amtierte Geilsdorf seit 1935 als Kirchenmusikdirektor der Ephorie Chemnitz. Er begleitete leitende Ämter in der evangelischen Landeskirche, war viele Jahre in der Kirchenleitung sowie in der Landessynode.
Er leitete 1917 -1945 den Chemnitzer Bürgergesangverein und den Geilsdorfschen Frauenchor, war 1918-1945 Dirigent des Erzgeb.
Sängerbundes, später auch des Sächs. Sängerbundes und dirigierte 1937 beim Breslauer Sängerfest.
Als Komponist schrieb er das Oratorium „Der verlohrene Sohn“, die Psalmenmesse und mehrere geistliche und weltliche Chorwerke.