
150 Jahre Schloßkantorei – Teil 2: Blick in die Historie
13. August 2025
Wie es losging
Im Vorfeld der Wiedereinweihung der Schloßkirche am 02. September 1875 richtete der damalige Kirchschullehrer und Kantor der Schloßkirche, Adolf Küttner, ein Gesuch an den „geehrten Kirchenvorstand“ mit einigen Bitten. Diese enthielten u.a. 18 Chorschüler sowie 6 Männer zur Einführung des 4-stimmigen Kirchengesangs zu bekommen, die Chorschüler besser zu bezahlen, die Anschaffung eines Pianofortes zur Einübung sowie wöchentlich 4 Übungsstunden, da 2 als unzureichend erachtet wurden.
Man einigte sich im Kirchenvorstand im Juni 1875, dem Gesuch des Kantors in den wesentlichen Punkten zuzustimmen. Die Aufgabe des Chores bestand in der Ausgestaltung der Gottesdienste, aber es wurden auch immer wieder einige Kirchenkonzerte veranstaltet, zu denen Solisten und andere Chöre hinzugezogen wurden.
Um die Jahrhundertwende
Aufschlussreich ist die „Satzung für den Kirchenchor“ vom 28. August 1902. Hier wurden die Dienste der 24 Knaben, 2 Damen und 10 Herren genau beschrieben, ihr Verhalten in Kirchen und Öffentlichkeit sowie ihre Entlohnung festgelegt. Auch konnte der Kantor den Sängern kündigen! 1888 wurden getrennte Stellen für den Kantor und einen Organisten eingerichtet, jedoch 1925 wieder zu einer Stelle zusammengelegt. Während der Zeit des 1. Weltkrieges fanden in der Schloßkirche keine Konzerte statt, auch in den ersten Jahren danach schien das kirchenmusikalische Leben in Chemnitz am Boden zu liegen. Im Jahr 1920 wurde der „Verband Chemnitzer Kirchenchöre“ gegründet, mit dem Zweck, die Interessen der Kirchensänger zu vertreten und am Wiederaufbau des kirchlichen Lebens mitzuwirken. Er hatte nach kurzer Zeit 200 Mitglieder.
Proben auf dem Kirchturm
1934 trat Christoph Wolfgang Fürchtegott Starke die Stelle des Kantors der Schloßkirche an. Nach Kriegsende wohnte er mit seiner Frau im Turm der Schloßkirche. Hier fanden auch viele Chorproben statt, insbesondere die zur ersten Aufführung der Johannespassion von Bach nach dem Krieg, wahrscheinlich, weil es in der Wohnung wärmer war als im ungeheizten Gemeindesaal. Das war so, weil jeder Schüler, der zum Kantor zum Unterricht kam, einen Eimer Kohlen mit hochtragen musste.
Prägende Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte
1952 wurde KMD Siegfried Vogel einstimmig zum Kantor der Schloßkirche gewählt. Unter seiner Leitung kamen Werke wie das „Brahms-Reqiuem“, der „Elias“ von Mendelssohn, die „Schöpfung“ von Haydn u.v.a. zur Aufführung. Er trieb außerdem gemeinsam mit Superintendent Schulze den Bau der neuen Orgel der Schloßkirche voran.Nachdem er von einem Kuraufenthalt in Bad Mergentheim 1961 nicht mehr zurückkehrte, bewarb sich ein junger Kantor, der sich gerade verändern wollte auf die Stelle: Christoph Kircheis, der sie 1962 antrat und bis er 1979 im Alter von nur 44 Jahren leider tödlich verunglückte, innehatte. Er hatte die besondere Begabung, junge Menschen für das Chorsingen zu begeistern, ging jedem Hinweis auf gute Sänger nach und machte viele Hausbesuche in der Gemeinde. Unter seiner Leitung wurden nicht nur zum 1. Mal die Matthäuspassion von Bach in der Schloßkirche aufgeführt, sondern auch einige selten zu hörenden Werke wie z.B. „Der Totentanz“ von Hugo Distler, Werke von Dieter Noll oder der „Chichester Psalm“ von Leonard Bernstein.
Seit 1980 wirkte Günther Reinhold als Kirchenmusikdirektor an der Schloßkirche und setzte die intensive kirchenmusikalische Arbeit seines Vorgängers fort. (Wir berichteten anläßlich seines 80. Geburtstages in der Ausgabe April/Mai diesen Jahres ausführlicher über ihn.)
Die St. Petri-Schloßkantorei heute
Seit 2003 hat Siegfried Petri die Stelle des Kantors der Schloßkirchgemeinde inne und prägt bis heute die musikalische Arbeit in unserer Gemeinde. Durch die Vereinigung der beiden Gemeinden Petri-Lukas mit der Schloßkirchgemeinde kam es auch zur Vereinigung der beiden Chöre zur heutigen St. Petri-Schloßkantorei.
Wir blicken auf viele schöne Konzerte mit bekannten und unbekannten Werken unter seiner Leitung zurück ebenso wie das gottesdienstliche Singen, das weiterhin gepflegt wird, auch wenn die Sängerschar etwas kleiner geworden ist.
Elsemarie Schaarschmidt
Quelle: Inhalte z.T. aus der „Festschrift zum 125. Jubiläum der Kantorei“
